Wettkampf GORE-TEX® Transalpine Run 01.09.-08.09.2012 - 320,7 Kilometer - 15.096 Höhenmeter

Endlich war es soweit, die GORE-TEX® Transalpine-Run 12 für deren Vorbereitung und Planung wir uns fast ein ganzes Jahr beschäftigten stand vor der Tür. In 8 Tage mit noch nie da gewesenen 320,70 Kilometer, 15.096 Höhenmeter im Aufstieg und 14.500 Höhenmeter im Abstieg über den Alpenhauptkamm von Ruhpolding (D) nach Sexten (I). Einen Tag vor diesem Event machten wir uns mit unserem Trucker/Betreuer Sebastian Falk aus Roth auf dem Weg zum Startort nach Ruhpolding.

Leider haben wir während unseres Trainingsurlaub erfahren müssen, dass unser gebuchtes Wohnmobil aufgrund eines organisatorischen Fehlers des Vermieters, während unsere Wettkampfwoche nicht zur Verfügung steht. Vergeblich versuchten wir von Kroatien aus, ein Ersatzfahrzeug zu organisieren. Während der Hauptsaison war das natürlich unmöglich. Ganz spontan bot uns eine befreundete Familie aus Esslingen ihren schnuckeligen Wohnwagen an, den sie liebevoll Hängerle nennen. Die Übergabe fand leider erst um 03:00 Uhr früh am Starttag in Ruhpolding statt. Die Heimreise unserer Freunde von Kroatien wurde wegen Dauerstau erheblich behindert. 

Tag 1: Ruhpolding (GER) - St. Johann (AUT)  
49,60km/1663Hm Streckenprofil
Nach nur drei Stunden Schlaf begann für uns früh morgens die Vorbereitung für die erste Etappe. Der Startschuss viel um Punkt 09:00 Uhr durch den ehemaligen Biathlonprofi Ricco Gross. Ab diesem Zeitpunkt lagen gnadenlose acht Tage mit 320,70 Kilometer vor uns.
Den ersten Tag ließen wir ersteinmal ganz ruhig angehen, um uns langsam an die extreme Belastung für Körper und Geist heranzutasten und nicht schon hier zu viele Körner zu lassen. Benötigte Zeit 6:17:20.

Tag 2: St. Johann (AUT) - Kitzbühel (AUT) 
 34,80km/1849Hm Streckenprofil
Gut gelaunt und ohne die knappen 50 km vom Vortag zu spüren, starteten wir um 08:00 Uhr in Richtung Kitzbühl. Der erste Aufstieg des Tages führte über einen steilen Kamm des Wilden Kaiseres. Von dort ging es über Brennender Palven (1555m) hinunter in die Ortschaft Going. Wir hatten einen richtig guten Start und konnten schnell den ersten Anstieg bewältigen. Nach den ersten Abstiegshöhenmetern passierte allerdings das, von dem der Bergläufer am meisten Angst hat. Durch den vielen Regen der in den Tagen zuvor gefallen war, hatten sich die Wanderwege teilweise in gefährliche Matschpisten verwandelt. Durch einen Fehltritt beim Bergablaufen rutschte Philipp auf einer Steinplatte aus und verdrehte sich zu allem Pech das Knie. Unter Schmerzen schleppte er sich bis zur nächstgelegenen Berghütte. Dort befand sich zum Glück ein Arzt des Rescueteams und versorgte ihn sofort notdürftig. Für die letzten 18 km hieß es dann Tempo herausnehmen, Zähne zusammenbeißen und durchkommen. Benötigte Zeit 6:17:27

Tag 3: Kitzbühel (AUT) - Neukirchen am Großvenediger (AUT) 
  46,50km/2258Hm Streckenprofil 
Nach seiner Verletzung wurde Philipp vom Rescue- und Outdoor-Physioteam nach Zielankunft in Kitzbühl versorgt. Die Schwellung am Knie war durch die Flüssigkeitsansammlung deutlich zu sehen und es sah nicht gut aus. Der dritte Tag hatte es wirklich in sich und zählte zugleich zur Königsetappe. Start war um 07:00 Uhr und führte gleich zu Beginn konstant steil über die Streif des Hahnenkammrennens hinauf zum Pengelstein (1938m). Bergauf machte sich die Knieverletzung von Philipp noch nicht bemerkbar, allerdings folgten nun lange, für ihn sehr schmerzhafte Bergabpassagen über Versorgungstraßen hinüber zum zweiten Anstieg Richtung Wildkogel. Als wir bei Kilomter 36 die Bergstation Wildkogelbahn (2086m) erreichten musste Philipp schweren Herzens das Rennen abbrechen. Es folgten nun knallharte 10 km steil bergab und die Angst vor bleibende Schäden war einfach zu groß. Philipps Ausstieg bedeutete für uns leider auch die Ausscheidung aus der Teamwertung und Christopher kam in die Wertung der Individual Finisher. Benötigte Zeit 6:35:32 


Tag 4: Neukirchen am Großvenediger (AUT) - Prettau/Ahrntal (I) 
43,30km/1997Hm Streckenprofil
Mit trauriger Stimmung über Philipps Ausscheiden musste Christopher nun alleine die noch restlichen 190 Kilometer bezwingen. Die Strecke der 4. Etappe führte zu Beginn entlang der Krimmler Wasserfälle durch das Krimmler Achentals mit herrlichem Gletscherblick. Das Durchqueren der Birnlücke (2665 m) war der höchste Punkt des diesjährigen Rennens und zugleich die Grenze nach Südtirol. In der kleinen Ortschaft Prettau wurde der Transalpinetross am Abend in einem großen Bierzelt versorgt. Für die herzlichen Einwohner war dieses Event so etwas besonderes, dass sie gleich bis tief in die Nacht feierten, obwohl alle Läufer schon längst schliefen. Benötigte Zeit 5:39:58


Tag 5: Prettau/Ahrntal (AUT) - Sand in Taufers (ITA) 
32,80km/1821Hm Streckenprofil
Die heutige Route beinhaltete zwei Aufstiege. Für den ersten Aufstieg führte die Strecke vorbei an der Alprechalm 1959m ( Vor der Hütte stand deren Hüttenwirt mit seinem Gästebuch und bestand drauf, dass sich die vorbeilaufenden Trailrunner darin eintrugen - coole Aktion) hinauf zur Bretterscharte (Weisse Wand) 2513m.
Der Ausblick bei Sonnenschein von der senkrecht abfallenden Scharte in die rundum liegenden Täler war gigantisch und höchst motivierend. Das Ziel des zweiten Anstieg machte die Mayerhoferalm (2209 m) Der Abstieg führte entlang der Reiner Wasserfälle. Im Ziel verbrachten wir den restlichen Tag ausgiebig in der Therme Cascade. Benötigte Zeit 4:55:55

Tag 6: Sand in Taufers (ITA) - St. Vigil (ITA) 
38,50km/2289Hm  Streckenprofil
Die sechste Etappe hatte den längsten Anstieg des Rennens. Ab der 2.Versorgungstation in Reischach bei Kilometer 24 führte die Strecke 7 km lang konstant steil Bergauf bis zum Skigebiet Kronplatz (2269m). Oben angekommen warteten schon Philipp und Sebastian auf Christopher, um ihn mit einem neuen paar Stöcke zu versorgen, da er seine beim ersten Abstieg bei km 6 einem Läufer mit enormen Problemen beim Bergablaufen überlassen hatte. Vom Kronzplatz aus hatten wir einen grandiosen Ausblick auf die nun folgenden Dolomiten. Benötigte Zeit 4:47:46

Tag 7: St. Vigil (ITA) - Niederdorf im Pustertal (ITA) 
41,80km/1950 Hm Streckenprofil
So langsam spürte Christopher die nun schon zurückgelegte Strecke von 245,50km und 11.877Hm zunehmend. Das Abkleben von Blasen an den Füßen und das Tapen von Knie und Muskeln gehörte schon längst zur morgentlichen Vorbereitung. Allerdings war die Alpenkulisse der letzten beiden Etappen höchst motivierend. Endlich geht es durch die Dolomiten. Die Strecke beinhaltete zwei Anstiege (Forcella Sora Forno 2383m und Weißlahnsattel 2194m) mit atemberaubenden Bergpanorama und Stimmungnestern wie den Pragser Wildsee 1498m. Der letzte Abstieg des Tages verlangte Christopher dann allerdings alles ab. Die Laufstrecke führte über Serpentinen durch ein Geröllfeld steil hinunter und er bekam enorme Knieprobleme. Die starken Schmerzen führten dazu dass die letzten 8km in Richtung Ziel für Christopher nur noch eine Abwechslung zwischen Wandern und leichtem Laufen waren. Benötigte Zeit 6:18:28


Tag 8: Niederdorf im Pustertal (ITA) - Sexten (ITA) 
33,40km/1269Hm Streckenprofil
Endlich war es soweit. Um Punkt 08:00 Uhr fiel der Startschuss zur letzten Etappe. Die ausgelassen Stimmung,  war bei den Läufern schon während der Startaufstellung deutlich zu spüren. Christopher wurde am Vorabend  noch bestens vom Outdoor-Physio-Team betreut, um nun noch einmal alle Reserven aktivieren zu können. Nach einem vergleichsweise kurzem Aufstieg zeigten sich im Sonnenschein die Drei Zinnen in ihrer vollen Schönheit. Diese Etappe war von der Bergkulisse mit Abstand die beeindruckenste und viel zu Schade mit Blick auf die Uhr daran vorbeizulaufen.  Christopher nahm das Tempo heraus und beschäftigte sich mehr damit den einzigartigen Ort zu genießen als eine gute Zeit zu laufen. Nach 10 Abstiegskilometern kamen auch schon die Schilder mit den Aufschriften 2km to go....1km to go und dann war es soweit. Mit den Händen über dem Kopf zusammengeschlagen und mit einem riesen Freudenschrei überquerte Christopher nach 04:01.40 die Ziellinie in Sexten. Im Ziel gab es dann erst einmal eine fette Abschiedsparty und die Anstrengungen der letzten acht Tagen waren fast vergessen. 
Gesamtzeit 44:54.07 / Platz 20 Individual Finisher

Die diesjährige Rekordstrecke von 320,70 Kilometer, 15.096 Höhenmeter im Aufstieg und 14.500 Höhenmeter im Abstieg war die bisher längste der GORE-TEX® Transalpine-Run. Von den ca. 300 in Ruhpolding gestarteten Teams kamen in Sexten 173 Teams in das Ziel. Sieger wurde das Team Salomon International mit Philipp Reiter (GER) und Iker Karrera (ESP) mit einer unglaublichen Gesamtzeit von  31:53.29.

An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an unsere Sponsoren die uns hierfür unterstützt haben. Ohne euch wäre es für uns als Studenten unmöglich gewesen den enormen finanziellen Aufwand zu bewältigen. 


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